Warum französische Kinder keine Nervensägen sind…

Erziehungskenntnisse aus Paris!
(auf Englisch heisst das Buch “Why french kids don´t throw food”)
Ich habe nun, nachdem es mir von mehreren – sehr unterschiedlichen Seiten & Menschen – empfohlen worden ist, mir dieses als auch “Was französische Eltern besser machen” – 100 verblüffende Erziehungstips aus Paris – bei Amazon bestellt. Als es am Freitag dann ankam, begann ich gleich mit den 100 Tips. Liest sich gemütlich und ich war auch an einem Nachmittag damit fertig! :-)
Ich stolperte vor kurzem über einen Artikel über dieses Buch, in dem die 6 “wichtigsten” Punkte kurz erwähnt wurden.
1. Wenn Schlafenszeit ist, bleibst Du in Deinem Zimmer. Dort kannst du allerdings tun, was Dir gefällt.
2. Du darfst am Wochenende insgesamt 2 Stunden fernsehen. Wann du das machst und welche DVD oder Sendung du dir anschaust, ist Deine Sache. (Natürlich Kindgerecht muss es schon sein!)
3. Bei jeder Mahlzeit sollst du von allem probieren, aber du musst nichts aufessen.
4. Wenn wir das Haus verlassen, kann ich dir in meinen Augen unpassendes Outfit verbieten. Dafür darfst du zu Hause anziehen, was du möchtest.
5. Süßigkeiten sind im Prinzip tabu, ausser als Nachmittagssnack.
6. Ich kaufe keinen überflüssigen Kram, aber du kannst solche Sachen von deinem Taschengeld erstehen. (Französische Kinder erhalten meist ab dem 7. Lebensjahr ein monatliches Taschengeld. Typischerweise orentiert sich die Summer am Alter, so bekommt ein 7-jähriger 7 Euro im Monat.)
Mir ist durchaus bewusst, dass die meisten dieser Punkte erst mit etwas älteren Kindern machbar sind als mit meinem nicht ganz 2 jahre alten Sohn. Jedoch denke ich, kann man sie etwas überarbeiten und an das Alter des Kindes anpassen…
So haben Georg und ich, letzte Woche beschlossen, es mit dem Schlafen gehen auszuprobieren. Seit Lucian – ich habe eh dazu eine Mami Frage geposted – alle Türen bei uns aufmachen kann, war das Schlafen gehen, eher etwas anstrengend. Weder bei ihm sitzen, bei oder mit ihm kuscheln, vorlesen, oder oder oder hat etwas geholfen. Er war top motiviert und wollte einfach Türen auf machen, noch Sachen entdecken, spielen usw. Da wir der Meinung sind, dass Lucian wirklich fast schon alles versteht, haben wir es ihm erklärt.
–> Es ist jetzt Schlafenszeit. Es ist schon spät, Mami & Papi wollen jetzt auch ein bisschen Zeit für und miteinander haben. Du darfst gerne noch ein Buch anschauen, oder auch ein bisschen mit deinen Autos spielen, aber Du bleibst jetzt oben. (Wir wohnen in einer Maisonette Wohnung, Lucians, unser Schlafzimmer und ein extra WC liegen im oberen Stock, der mit einer kleinen – durch Glas geschlossenen Fläche – Gallerie eigentlich offen nach unten zum Wohnzimmer ist. Somit haben wir den oberen Bereich mal zu Lucians Schlafbereich erklärt, da er ja eh immer wieder die Türen selber aufmacht & rauskommt. Wir sperren daher unser SZ zu als auch das Klo, und die Stiegen sind mit einem Kinder-Gitter – siehe Post zu Babyproof – gesichert. Sprich, er sieht und hört uns auch und wir natürlich ihn. Sprich, falls wirklich etwas sein sollte, sind wir im Nu bei ihm. Und so können wir auch mit ihm sprechen, bzw. hören wir ja eh auch noch zusätzlich alles über das Babyphone.
Er nimmt sich dann meistens ein paar Bücher, blättert diese durch, dann ein paar Spielsachen und räumt sie auf die Gallerie. Und wenn er merkt er wird müde, schnappt er sich sein Kuscheltuch – Aden&Anais – und seinen Momo (sein Kuscheltier) und setzt sich auf die Galerie und ruft dann – wirklich sehr lieb und vergnügt – “Mami” // “Papi”.
Wir antworten ihm dann natürlich auch immer wieder und sagen “Lucian, es ist schon spät, bitte geh jetzt ins Bett! Du musst schlafen gehen!” und so ähnlich.
Und dann wird es meistens still. Denn er schläft auf der Gallerie ein und ich trage ihn dann ins Bett. Einige werden mich, bzw. uns jetzt sicherlich als Rabeneltern beschimpfen und sich denken “das arme Kind! Wie kann man es nur am Boden einschlafen lassen??” Aber wir alle wissen, vorallem die, die schon ältere haben – Kinder schlafen, wenn sie müde sind, ÜBERALL!! Ganz egal ob bequem oder laut…
Und er schläft ja nicht weinend ein. Entweder – unsere Theorie – ist es ihm schon zu heiss in seinem Zimmer/Bett – DG Wohung, da wird es schnell sehr warm – oder er hört einfach gerne unsere Stimmen/den TV…
So sieht es aus, wenn er auf der Gallerie eingeschlafen ist – bis auf das letzte Bild rechts unten,…
Man sagt ja, Kinder brauchen ca. 10-14 Tage um sich an ein neues Ritual, an eine Unstellung anzupassen. Und siehe da – gestern Abend war es dann soweit! :-)
Er ging, als er merlte müde zu werden, ganz von selber in sein Zimmer, in sein Bett, hat sich hingelegt und geschlafen. Seine Zimmertüre war natürlich offen, und so konnte er uns auch hören…
Ich bin froh, dass es 1 Mal funktioniert hat, bin optimistisch und hoffe sehr, dass dies kein einmaliges Erlebnis war. Denn ich möchte nicht jeden Abend mit ihm diskutieren und ihn 100 Mal ins Bett schicken müssen… Es ist anstrengend und ich möchte nicht immer Nein sagen müssen. So geben wir ihm die Freiheit selbst zu entscheiden; spielen, lesen, bauen oder schlafen gehen.
Man hat als Paar prinzipiell eh schon sehr wenig Zeit unter der Woche alleine miteinander. Ich will nicht nur Mami sein, ich will auch Partnerin & Ehefrau sein. Und das kann ich nur, in Ruhe, zumindest, wenn mein Kind friedlich schläft. Und am Ende des Tages, ist es auch in seinem Sinne, wenn sich Mami & Papi gut verstehen, miteinander Zeit verbringen können und das nicht nur, wenn man das Kind abgegeben hat…
Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Weitere Tips, bzw. Erziehungs-“Regeln” die ich gerne umsetzen würde;
Nr. 27 – “Nur ein Snack pro Tag”
Sprich, es gibt Frühstück, dann Mittagessen, am Nachmittag eine Jause und am Abend Abendessen. Die Frazosen meinen, ein hungriges Kind isst gerne, und ein mit Snacks vollgestopftes verweigert gerne mal. Das heisst jetzt nicht, dass das arme Kind bis zum Mittagessen fasten muss, aber ein ordentliches Frühstück sollte bis zum Mittagessen ausreichen und am Nachmittag gibt es dann eben einen Snack – bestehend aus Obst, in welcher Form auch immer, auch mal Keksen oder etwas anderem Süßen. Zu trinken gibt es immer nur Wasser.
Nr. 28 – “Trösten Sie nicht mit einem Keks”
ich glaube diese Regel ist ziemlich selbsterklärend…
Obwohl ich es nur ganz, ganz selten gemacht habe, habe ich es gemacht. Das wird sich jetzt aufhören!
Nr. 30 – “Lassen sie die Kinder kochen”
Das habe ich gleich gestern umgesetzt und Lucian mir helfen lassen, das Abendessen zu kochen. Wir haben gemeinsam Pizza gemacht, er durfte die Tomatensauce verteilen und den geriebenen Käse. Hat uns beiden viel Spaß gemacht! :-)
Nr. 33 -“Du brauchst nur probieren”
Aufs Essen bezogen!
Nr. 41 – “Kein Stress beim Abendessen”
–Machen sie auch keinen zu grossen Aufstand ums Essen, sondern bleiben sie cool.
Dem Essen immer gelassen und positiv gegenüber stehen. ja nicht Dinge wie “dieses Gemüse ist SO WICHTIG für Dich, oder es ist SO GESUND” sagen. Essen ist essen und sollte gerne und entspannt gegessen werden! Bzw. “zumindest gekostet werden muss es!”
Nr. 43 – “Kurz und gut”
Wenn Kinder mit dem Essen fertig sind, dürfen sie in der Regel aufstehen und zB noch spielen gehen. Meine Schwestern und ich durften das auch immer. Wir haben immer brav gefragt “darf ich bitte aufstehen, ich bin fertig mit dem Essen”. Und es war ok.
Nr. 46 – “Ein paar Zauberworte”
“Bonjour” also Guten Tag, Aufwiedersehen, Bitte & Danke gehören zum ganz normalen Höflichkeits-Vokabular. Je eher man den Kindern vermittelt das es üblich, normal ist, desto schneller lernen sie es und machen es von sich aus.
Nr. 47 – “Fördern Sie die Lust am Entdecken und Ausprobieren”
Einfach die Kinder “ihre” Welt entdecken lassen.
Nr. 48 – “Lassen Sie Ihr Kind spielen”
Kleine Kinder sollten so viel Freizeit wie möglich haben.
Nr. 50 – “Bleiben Sie auf dem Spielplatz im Hintergrund”
Das wird schwer für mich, aber ich werde mein bestes geben!!!
Nr. 53 – “Geben Sie Ihren Kindern reichlich Gelegenheit das Warten zu üben”
Sprich, Kindern sollen verstehen lernen, dass es eine Zeit für sie gibt, aber auch eben für Erwachsene. Sprich, wenn ich telefoniere, und Lucian daher gelaufen kommt und 10 Mal MAMI schreit, muss er warten, bis ich mein Telefonat beendet habe. Aber DANN schenke ich ihm meine komplette Aufmerksamkeit und bin für ihn da. Aber er muss lernen “zu warten”. bzw. abwarten, bis er dran kommt. Wenn sich Kinder verletzt haben oder etwas anderes schlimmes passiert ist, gilt diese Regel klarerweise nicht!!
Nr. 61 – “Reagieren Sie gelassen auf Wutanfälle”
Ich mache das schon seit ein paar Wochen, wenn Lucian einen hyterischen Anfall bekommt, weil zB das letzte Hirsebällchen gegessen wurde, oder er nicht mit der Schere spielen darf, die er sich aus einer verbotenen Lade gehaolt hat, lasse ich ihn “ausrauchen”. Er liegt dann meistens am Boden und schreit und brüllt. Wenn ich das Gefühl habe er kommt langsam runter, gehe ich zu ihm hin, biete ihm an, er kann gerne zu mir kommen – das ganz auf Augenhöhe – oder frage ihn ob ich ihm was anderes zum spielen anbieten kann… manchmal funktioniert es toll. Manchmal nicht.
Nr. 62 – “Haben Sie auch selbst Geduld”
Einfach Ausdauer zeigen. Es wird nichts über Nacht passieren oder sich ändern!
Nr. 63 – “Übertragen Sie ihrem Kind echte Aufgaben”
zB den Tisch decken, den Müll raustragen, die Wäsche aus der Maschine nehme und Co.
Auch wenn es mir sehr schwer fällt, ihn mir helfen zu lassen, versuche ich es immer wieder. Lucian darf den Tisch am Abend decken. Bis jetzt ist noch nichts passiert, bzw. zu Bruch gegangen! Er ist sehr angagiert bei der Sache und freut sich immer sehr, wenn er helfen kann. Mit Georg darf er den Geschirrspüler ausräumen. Da habe ich noch zu wenig Geduld dazu! :-)
Nr. 89 – “Am Abend ist Zeit für die Erwachsenen”
Nr. 90 – “Stellen sie kein Tepee (Tipi) in Ihr Wohnzimmer.”
Ich habe oft Freunde von uns bewundert, als wir noch kein Kind hatten, wie sie es aushalten mit SO VIEL Spielzeug im Wohnzimmer,… ich fand es immer fürchterlich.
Jetzt habe ich selber ein Kind, eine Kinderküche im Wohnzimmer stehen und und und…
Jetzt bewundere ich immer die Freunde von uns, die es geschafft haben, dass ihre Kinder immer nur, im KiZi spielen und auch kein Spielzeug von ihnen im WZ zu finden ist.. wie mach sie das??
Jedoch, hab eich lustiger Weise, bevor ich dieses Buch in die Hände genommen habe, beschlossen, auch wieder mehr Spielzeug in Lucians Zimmer zu stellen und unser WZ wieder mehr zu einem Wohnzimmer zu machen.
Alles geht nicht, er soll ja auch unten bei mir spielen können,… aber ich merke auch, dass er schon gerne in seinem Zimmer spielt, vorallem, wenn Freundinnen mit etwas älteren Kindern zu uns kommen und sie so in Ruhe und zurückgezogen zusammen spielen können. Ich finds toll. Hab früher auch nur in meinem Zimmer oder bei meinen Schwestern gespielt.
Nr. 92 – “Sagen sie mit Überzeugung NEIN”
Dir Franzosen glauben, dass es noch einen weiteren Schlüssel zu mehr Autorität gegenüber ihren Kindern gibt, und zwar: so oft wie möglich etwas zu erlauben. Man muss sich ein wenig umstellen, damit die Antwort überhaupt “JA” lauten kann. Aber letztendlich profitiert man von der positiven Wirkung. Das Kind fühlt sich respektiert und kann seinem Bedürfnis, etwas alleine zu tun, nachkommen. Totale Freiheit wäre natürlich zu viel des Guten. Daher sieht das ideale Szenario der typischen französischen Erziehung vor, dass ein Kind um Erlaubnis fragt, etwas tun zu dürfen, und die Eltern ihm diese gern geben. Aber ein NEIN ist und sollte auch ein NEIN bleiben,…
Nr. 93 – “Erklären Sie die Gründe Ihrer Regeln”
Wenn estwas verboten oder mit Nein beantwortet wird, sollte man dazu erklären warum dem so ist. “Nein, du kannst/darfst jetzt kein Keks mehr essen, denn Du hast ja schon Zähne geputzt”.
Da hab ich eh einiges vor. Aber ich denke, es ist machbar. Man muss halt konsequent sein. Und ich glaube DAS ist überhaupt der Schlüssel einer guten Erziehung.
Die Bücher gibts bei Amazon!
Lejla
danke für die tolle Zusammenfassung. wollte das Buch schon mal bestellen, bin aber nie dazugekommen. was das Essen angeht, kann ich es nur bestätigen. unserer Großer muss auch immer von allem probieren, aufessen muss er es nie .
wir finden folgendes Buch ganz gut: “How Do Dinosaurs Eat Their Food”. wenn es beim essen heißt “ich mag das nicht…” brauchen wir nur sagen:” und wie machen es die dinosaurier?” und schon wir wenigstens alles mal gekostet.
ps: finde den blog ganz große klasse! weiter so!
Lejla
Catrin Rueling
Würde Dir empfehlen es dennoch zu bestellen!! Sind ja noch viele andere Punkte drin! ;-)
Danke für den DinoBuch Tip! Werde ich mir mal anschauen!
Danke vielmals!! Freut mich sehr zu hören!!
Diana
Habe das Buch auch gelesen – noch während meiner Schwangerschaft, leider entspricht es in der positiven Bewunderung einer Amerikanerin für alles europäische nicht ganz der französischen Wahrheit – ich arbeite seit bald 12 Jahren in einem komplett französischen Umfeld (am LFV) und habe so täglich mit französischen Familien/Eltern/Kindern jeder Altersklasse zutun. Was Sie nicht schreibt ist, dass in Frankreich viel toleranter mit der “gesunden Watsche” umgegangen wird, der sogenannten “Fessé”, meine Kollegen, alles Franzosen, kommt immer mal wieder die Hand aus und die finden das auch ganz in Ordnung, als ich als Studentin noch als Babysitterin für frz. Familien gearbeitet habe, war es nicht ungewöhnlich wenn die Eltern den Kindern davor gesagt haben, dass ich (also der Babysitter) das recht hat “la fessé” zu geben ?!?! Mich hat das jedes Mal schockiert, als ob ich irgendwen schlagen würde und schon gar nicht ein Kind und noch weniger ein fremdes…. es wird auch sehr viel mit Liebesentzug Druck gemacht, so wie du bist schlimm? du willst deine Aufgaben nicht machen? du willst nicht essen..? Gut ich umarme dich nicht mehr und so hat dich deine Mami nicht lieb – das hat mich sehr schockiert. Oft habe ich gesehen wie Kinder mit offenen Armen auf ihre Eltern zugelaufen sind, diese sie zuerst zurück gestoßen haben und sich erst mal nach den schulischen Leistungen erkundigt haben. Französische Mamis/Papis sind sehr streng und vor allem was der Erfolg des eigenes Kindes angeht können sie erbarmungslos sein. Man kann und ich will hier natürlich nichts verallgemeinern, aber ich glaube behaupten zu können, dass bei aller angeblichen Toleranz etc… die Herzlichkeit zwischen Kindern und Eltern sehr verloren geht. – vor allem wenn man bedenkt, dass französische Kinder berufstätiger Mütter ausnahmslos mit 3 Monaten in der Krippe abgeben werden. Da sind natürlich nicht die Mamis Schuld, aber ich glaube das solche Gesetze viel über das Verständnis von Familie und den Bedürfnissen von Kindern aussagen.
Die Tipps sind durchaus hilfreich, aber bei genauer Beobachtung ist da nichts rein französisches dabei…vor allem bleibt zu definieren was das überhaupt bedeutet ;-) Und bei genauer Betrachtung sind die Tipps nichts anderes als gesunder Menschenverstand. Auf Dinge kommt man doch ganz einfach selbst, wie die Spielsachen im Wohnzimmer Angelegenheit, Geduld haben, Kindern Gründe für ja/nein erklären und das nicht ständig genascht werden soll – ich meine ist doch klar oder?….Für mich ist das “französisch” im Titel nichts anderes als Marketing. Aber dennoch lustig zu lesen!
Catrin Rueling
Diana,
ich bin ganz fest davon überzeugt, dass die französischen Eltern mit unter Abstand die strngensten der Welt sind.
Aber ich denke es gibt ein paar Regeln, die ganz gut sind. Und auch hier habe ich – denke ich – zu Verstehen gegeben, dass man sich selber die “richtigen” Punkte raussuchen muss. Denn erstens passt nicht alles zu allen Eltern und schon gar nicht für jedes Kind, bzw. Lebenstil…
Ich bin mir durchaus bewusst, dass vieles davon “Hausverstand” sein sollte, jedoch bin ich fest davon überzeugt, das wir den nicht immer “befragen” oder auf ihn hören – auch wenn uns der Billa immer wieder daran erinnert – und viele, auf Grund der heutigen schnelllebigkeit ihr Gespür für Intuition verlieren oder verloren haben. Um auch nochmals auf das Snack Thema zurück zukommen, ein Snack ist in meinen Augen nicht immer unbedingt etwas Süßes. Hirsebällchen, Maisstangen und Co gehören da auch dazu. Und ich habe mich seber immer wieder dabei ertappt Lucian solche Dinge beim spazieren gehen zu füttern, weil er gequängelt hat, oder ich mich gerade noch 5 Minuten länger mit jemanden unterhalten wollte. Mit dem Ansatz, halte ich es mir mehr vor Augen und sehe die Dinge wieder etwas bewusster. Das man ein Kind nicht schlägt, sollte allen “klar” sein. Aber auch hier gibt es Situation, die eine Reaktion hervorrufen.
Ich habe Lucian NIE in der Nacht weinen oder schreien lassen, und ihn auch immer rausgenommen. Etwas was die Franzosen für “nicht richtig” halten. Trotzdem werde ich es beim nächsten Kind auch so machen. Denn ich möchte für meine Kind(er), soweit es mir körperlich möglich ist, immer da sein. Immer ein offenes Ohr und offene Arme für sie haben. Wir alle machen Fehler im Laufe unserer Erziehung – genau so wie unsere Eltern. Es gibt NIEMANDEN der es perfekt macht. Und man sollte sich immer wieder Ansporne rauspicken…
Ausserdem – wenn die Gute Dame geschrieben hätte, geben sie ihrem Kind ab und zu eine gesunde Watschn. Hätte wahrscheinlich niemand das Buch gekauft und es wäre 1 Jahr lang, in jeder TV Sendung heftigst diskutiert worden. Insofern hat sie auch richtig gehandelt, und sie die in ihren Augen richtigen Punkte rausgepickt. Und wenn es Menschen geben, wie mich, denen es hilft – sei es auf die Sprünge oder einfach einen neuen-alten Weg einzuschlagen – WHY NOT!?!…
Ich bin wie gesagt sehr zufrieden mit den Ratgebern und vieles erleichtert mir den Alltag, denn ich sehe und nutze sie auch als eine Art Struktur. Ich brauche sehr viel Struktur, Routine – to stay sane.
Diana
Liebe Catrin,
Ich glaube du hast mich da falsch verstanden, ich habe prinzipiell nichts gegen Ratgeber, ganz im Gegenteil auch ich habe mir einige angeschaut und ich denke so wie du, dass man sich individuell eigene Dinge rauspicken soll/muss/kann. Ich hatte auch einige AHA- Erlebnisse! Manches fand ich super anderes echt schlimm – ich habe mich dazu entschieden vor allem auf meinen Instinkt zu hören und in diesem Rahmen auch Ratgebern eine Chance zu geben.
Meine Kritik ging nicht an Ratgeber generell, ganz und gar nicht. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass so ein Ratgeber auch in anderen Lebenslagen nützlich sein kann. Aber auch hier und um es mit deinen Worten zu sagen: jeder wie er will…Meine Kritik ging an die gute Pamela. Du hast es eh sehr richtig gemerkt “hätte sie etwas von der Watsche geschrieben..etc..” Ich finde sie hat sozusagen einfach ein falsches “Label” auf ihr Buch geschrieben, um die Verkaufszahlen anzukurbeln – verständlich bei der Masse an Ratgebern – aber eine ganze Kultur zu verklären, weil man wäre doch gerne so elegant wie “les Françaises” und es ist ja nichts neues, dass der französische Lebensstil gerne und oft kopiert wird und wurde. Mein Punkt war: so “TOLL” ist dieser Lebensstil aber gar nicht. Warum sind frz. Kinder so brav..? vielleicht weil sie etwas zu befürchten haben..? Und wenn es um Gewalt gegen Kinder geht, wäre es vielleicht nicht schlecht gewesen, das zu thematisieren, aber dann wäre dieser Ratgeber wohl keiner, die kleinen roten Karos und die putzige Schrift würden wohl auch nicht dazu passen – und ich glaube auch nicht, dass die Autorin vor hatte ein kritisches Pamphlet zum Thema Kindererziehung zu verfassen.
Ich finde wir haben hier einen ganz normalen Ratgeber, der nichts spezielles mit Frankreich zutun hat. Ich reagiere da wahrscheinlich besonders empfindlich drauf, weil ich täglich sehe, wie übel frz. Erziehungsmethoden teilweise sein können!! Ich kann dann nämlich die fertigen Kinder/Schüler wieder aufbauen und mich maßlos über die verständnislosen Eltern ärgern – und weil dieser Ratgeber im Grunde nichts Neues ist, hat sie das ganze à la française garniert.
Die Beispiele die ich mir rausgepickt habe waren random, dass der Snack auch Gurke sein kann ist eh klar (also für mich zumindest) – das mit dem Schlaftraining, also schreien lassen etc… ist keine frz. Erfindung sondern stammt aus Deutschland, genauer aus der Zeit des Nationalsozialismus, da gab es die Bibel für die “deutsche Mutter” nämlich “die deutsche Frau und ihr erstes Kind” oder so…schreckliche Angelegenheit und kommt auch so für mich nicht in Frage. Aber auch hier jeder wie er will.
Und das war mein Kritikpunkt, die Autorin, trägt alle möglichen Tipps zusammen (sehr nützlich oder auch weniger, je nachdem) und verkauft das unter “so toll machen das die Franzosen machen wir das doch auch so!” Vor allem verspricht sie Babys die sofort durchschlafen und das mit dieser Methode und darauf bin ich echt allergisch – vor allem weil sich übermüdete Eltern damit leicht ködern lassen. Im Grunde ist das nur ein ganz normaler Ratgeber. Bei der Lektüre habe ich mir ständig gedacht..he das stimmt so ja gar nicht! Ich denke ich habe mich einfach besonders geärgert, weil ich in diesem Milieu arbeite und ich täglich erlebe, dass das ganz und gar nicht so ist.
In puncto Fehler bei der Erziehung, bin ich mir mehr als SICHER, dass ich in den kurzen 15 Monaten schon etliches “falsch” gemacht habe, aber falsch oder richtig, wir haben immer einen Weg gefunden der für uns 3 gut funktioniert und ich denke das ist das wichtigste und leider habe ich nur zu oft Mamis getroffen die ganz verzweifelt waren, weil ihre Kinder dieses oder jenes aus dem und dem Ratgeber noch nicht konnten oder nie gemacht haben oder wie auch immer, deshalb glaube ich, dass ein Ratgeber – egal zu welchem Thema – kritisch und vorsichtig zu lesen ist. Ich glaube da sind wir sowieso einer Meinung, du pickst dir ja auch nur raus, was dich betrifft/interessiert/ die Dinge die dir nützlich erscheinen – und auch ich knutsche und drücke meinen Zwergi als ob es kein Morgen gäbe ;-) !!
Also Ratgeber ja, auf jeden Fall – aber mit der guten Pamela bin ich auf Kriegsfuß.
Ah und in puncto Struktur, ich persönlich brauche wenig davon, aber ich bin wiederum davon überzeugt, dass mir etwas mehr nicht schaden würde :-)
Also euch noch einen schönen Abend und bisous!
Catrin Rueling
War ja auch nicht auf Dich persönlich beszogen. Titel des Buches hin oder her – aber so wie Du sagts, die Eltern lassen sich sicherlich so besser ködern und auch ich lasse mich gerne von so etwas dazu bewegen den einen oder anderen zu kaufen. :-)
Sind wir froh über die Vielfalt der Ratgeber! Euch eine schöne Woche! Bussi Bussi Bisous